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  • vor 7 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

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Gast-Beitrag von Marie, Dresden.


Wie das Absetzen der Pille der Anfang meiner Selbstliebe wurde.



Selbstliebe ist ein großes Wort, dem ich meinem bisherigem Leben kaum bis wenig Beachtung

geschenkt habe. Irgendwie dachte ich mir, dass ich mich schon immer selbst liebte – schließlich

lebe ich ja. Nun, ich wurde eines Besseren belehrt…


Wenn ich recht überlege, begann die Reise zu mir selbst schon vor mehreren Jahren – mit

kleinen Babysteps weil ich gemerkt habe, dass ich nicht wirklich ich bin: Der Beginn einer

Therapie wegen Depressionen, das Aufarbeiten meiner Kindheitstraumata mit meinem inneren

Kind. Eine Mutter-Kind-Kur, die ich ungeschminkt antrat, das Ändern eines Haarschnittes – weg

von einem Pony, hinter dem ich mich immer versteckt habe.


Der wohl größte Dominostein auf der Reise zu mir und meiner Selbstliebe war aber wohl das

Absetzten der Pille. Hätte ich gewusst, wie sehr mich dieses Präparat von mir selbst entfernt,

dann hätte ich es viel eher geändert und vor allem nie genommen.

Ursprünglich war das Absetzen der Pille mit einem 2. Kinderwunsch verknüpft. Als meine

Periode ausblieb, traf mich allerdings die Reaktion meines Körpers so hart, dass ich aufwachen

und mir die Frage stellen musste: Ok, ist das wirklich das, was du aus tiefster Überzeugung

möchtest, oder ist das nur das gesellschaftliche Bild, was dir jahrelang wie ein Post-it auf der

Stirn klebte? „Die perfekte Familie: Mann, Frau, 2 Kinder – Junge und Mädchen im Abstand von 2

Jahren. “ Willst du wirklich die Marionette des Systems sein? Auf der Suche nach der Antwort

wurde mir schnell klar: Perfekt gibt’s hier nicht und wer definiert das überhaupt?


Wenn wir uns die Gesellschaft anschauen, sehen wir, dass Liebe sich nicht begrenzen lässt


... und das mittlerweile durch Scheidungen, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtlichen Ehen alles existieren "darf", kann und sogar muss!


Ohne ein zweites Kind unter meinem Herz spüre ich mich selbst, und zwar so wie ich

mich noch nie vorher gefühlt habe. Meinen Zyklus, meinen Körper. Ich bin nicht mehr betäubt

und kann ganz bei mir sein. Merke jeder Zelle meines Körpers und es fühlt sich so unglaublich

richtig an.


Lust auf Sex


Das wohl schönste Gefühl, was ich wieder erfahren darf, war aber die Lust. Lust auf Sex.

Sex mit Männern hat mich aber in all den Jahren nie wirklich abgeholt. Keine Befriedigung, keine

Höhepunkte. Nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob das nicht normal ist – ich kannte

es ja nicht anders. Ich habe mich im Bett immer selbst schlecht gemacht. Unter Wert verkauft.

Es akzeptiert, dass ich im Akt keinen Orgasmus habe, so nach dem Motto „dann mach ich es mir

danach halt schnell selber mit dem Vibrator“. War immer ne safe Nummer, hat mich befriedigt.

Bis jetzt.

Jetzt sitze ich hier und sage nein. Stehe zu mir, meinem Körper, meinen Bedürfnissen und das

ich auch meine Befriedigung im Sex finden will.

Ich musste also herausfinden, was mich befriedigt. Und da gings los. Was erregt mich eigentlich? Was gefällt mir? Wo muss ich angefasst werden? Und was ist eigentlich da unten? Yes. Ich habe mit 35 Jahren zum ersten Mal mich nackt vor den Spiegel gesetzt. Mit breiten Beinen und mich angeschaut. Ich habe die weiblichen Geschlechtsteile gegoogelt und wie Frauen zu Orgasmen kommen. Ich habe eine geführte Masturbation gemacht – das erste Mal habe ich mich mit den Händen selbst befriedigt. 60 Minuten hat es bis zum Höhepunkt gebraucht. Schweißgebadet lag ich da und dacht mir: Klar dass du keinen Orgasmus hast, wenn du selbst nicht weißt, wo genau du berührt werden musst. Und ob das alles nicht schon reicht, habe ich mich auch noch gefragt, ob es vielleicht an Männern liegt, die mich nicht befriedigen?


Im Einverständnis mit meinem Mann haben wir unsere Ehe geöffnet,


... um neue Erfahrungen sammeln zu können. Ich habe bis dato nur eine oder zwei Frauen geküsst, die entweder betrunken oder meine Freundinnen waren. Nie mit romantischen/ sexuellen Hintergedanken.

Doch irgendwie kam es jetzt dazu und nun gibt es für mich im Moment nichts Erregenderes als

mit einer Frau Berührungen auszutauschen und Sex zu haben. Hier kann ich echt sein. Mich

wohlfühlen und zärtlich sein - auf Augenhöhe. Ich bin vollkommen nackt und werde gesehen.


Mein Körper wird geliebt – von ihr und von mir selbst auf einer Art und Weise, die süchtig macht

und mich in Vollkommenheit befriedigt.

Ich bin auf der Spur meines inneren, sexuellen Selbst – und zwar so authentisch ehrlich wie noch nie zuvor.


Die Reise ist noch nicht zu Ende – ich bin mittendrin im Wandel zu einer Frau, die ich

immer sein wollte: Mit einem starken Selbstwertgefühl stehe ich zu mir und meiner Meinung,

lasse mich von meinen Werten nicht mehr abbringen oder verbiegen. Mit Selbstbewusstsein

trage ich Klamotten, die ich früher nie getragen hätte.


Voller Liebe stehe ich zu mir, meinem Körper und das, was ich (geworden) bin.

Marie

 
 
 

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